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Stas am 22-04 zur Forderungsdebatte

Page history last edited by Stas 14 years, 12 months ago

Nachtrag von Stas: Diese Email ist spät nachts in einem Aufwasch geschrieben und erhebt keinen Anspruch auf die Vollständigkeit einer Systematik. Ich denke, dass es sich bei den übrigen Seiten in diesem Folder meist ähnlich verhält. 

 

Ich möchte in einem persönlichen Nachtrag zu der Ankündigung noch etwas sagen, wobei ich tatsächlich nur MEINE Beweggründe darlegen will:

In der Werdung eines Protestes ist es anfänglich in der Tat so, dass er bloß erscheint, zwar als ein Bestimmtes, weil er eine Stelle beschreibt, aber unbestimmt in der konkreten Ausformung. Indem er in Opposition steht zu dem ihm vorangehenden Status Quo, ist er Protest, und bestimmt, weil der Status Quo bestimmt ist. Dieser Anfang ist noch nicht die Wirklichkeit des Protestes - das, obwohl gerade das Erscheinen für den wirklichsten Moment gehalten werden könnte. Der Protest muss aber erst WERDEN. Entgegen der Vorstellung, man müsste das anfängliche Erscheinen in der Zeit ausdehnen, und das so lange wie möglich, bis die Kräfte erschöpft sind, um nach und nach zu einem Punkt zu kommen, an dem die konkrete Ausformung ganz wie von selbst, als Ergebnis einer regelmäßigen Entwicklung, gegeben sein wird, ist ein Moment von unregelmäßiger Entscheidung vonnöten: Die große Illusion besteht nicht einmal darin, zu glauben, dass man schnell genug auf dem Weg gesetzter Entwicklung zum konkreten Positiven kommen könnte - Aussagen, "Forderungen", was immer, - sondern im Glauben, DASS MAN ÜBERHAUPT DORTHIN GELANGT, dass jemals, unter irgendwelchen Umständen, an irgendeinem noch so entfernten Punkt eines linearen und ins ewige "Noch-nicht" (wie christlich) verweisenden Zeitstrahls ein Zustand entsteht, an dem man sagen könnte, das ist das Positive, hier ist die konkret umrissene Idee.

Die unregelmäßige Entscheidung ist gerade das Moment, das eine Befreiung aus der Illusion verspricht und eine Chance bietet. Solcherart Entscheidungen entstehen niemals an einem Ende von Begründungs- und Argumentationsketten (weil es dieses Ende schlichtweg strukturell und per definitionem nicht gibt, im ganz strengen Sinne), sondern als plötzlicher Bruch. Es ist notwendig, zu SPRECHEN und zu SAGEN - auch wenn und GERADE WEIL man unsicher ist, sich doch gerade mitten im Prozess befindet. Das ist der Trick: Den Augenblick nicht zu verpassen, der dafür geeignet ist. So verlief m.E. auch die Geschichte großer Protestbewegungen. Man muss den Augenblick schlicht in der Gegenwart AUSMACHEN.

Bruch bedeutet hier, wie ich denke, nicht, dass man den Prozess schlicht abbricht und ihn ins Nichts anschließender Bewegungslosigkeit stürzt, sondern, dass man in ihn eingreift. Deswegen plädiere ich dafür, dass wir sprechen, nach außen sagen, etc. Damit der Protest nicht an einer - metaphysischen, keiner psychischen - Verzweiflung über eine scheinbare Unmöglichkeit seines eigenen Werdens untergeht, muss man ihm konkrete Ausgeformtheit verleihen.

Grüße,

Stas. 

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