Prüfungsvorleistungen


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Die gegenwärtige Qualität und Quantität der Prüfungsleistungen im BAMA-System gliedert sich ein in gesellschaftliche Tendenz, dass Menschen mehr und mehr 'funktionieren' und vergleichbar gemacht werden durch ihre Leistung, die sie erbringen. Ob dies dem persönlichen Erkenntnisdrang der Studierenden etwas nützt, scheint dabei nicht so entscheidend zu sein.

 

Die gegenwärtige Praxis in vielen Instituten, pro Modul mehrere umfangreiche Prüfungs(vor-)leistungen zur Pflicht zu machen, steht in keiner Vorschrift und in großem Gegensatz zum formulierten Ziel des Hochschulrahmengesetzes, „innerhalb eines Studiengangs Schwerpunkte nach eigener Wahl zu bestimmen.“ In dieser von den Instituten selbstgewählten Umsetzung der Modulprüfungen spiegelt sich eine Kritiklosigkeit gegenüber dem durch Bologna gestiegenen Leistungsdruck wider, sowohl im Umfang der geforderten Leistungen als auch in der Art.

 

Laut Beschluss der KMK ist eine Bewertung jedes Moduls zwar vorgesehen, die Quantität und Qualität der Prüfungsleistungen kann jedoch von der entsprechenden Hochschule bzw. von den Instituten flexibel bestimmt werden. So sind beispielsweise für den Studiengang Bachelor of Science Biologie an der Universität Leipzig laut Anlage zur Prüfungsordung schon im ersten Semester Prüfungsvorleistungen in Form von 23 Protokollen, eines dreißigminütigen mündlichen Abschlusstestats und des Bestehens von 80% der Übungsaufgaben zu erbringen.

Es ist weder notwendig noch vorgesehen, mehrere Prüfungs(vor)leistungen ablegen zu müssen, um ein Modul zu bestehen. Nicht einmal die Bewertung durch Noten ist festgelegt. Für das Erreichen der Leistungspunkte reicht das Bestehen der Prüfung. Die Prüfuns(vor)leistungen sind generell nach ihrem Sinn und ihrer Funktion kritisch zu hinterfragen. Denn desweiteren ist es fraglich, wie das bloße Abfragen von auswendig gelernten Fakten in Klausuren und Multiple Choice-Tests zu selbständigen Denken, kritischer Reflexion und Weiterentwicklung eigener Gedanken führt.

Dass allein die geforderte Quantität an Prüfungen nicht dazu führt, StudentInnen zu wissenschaftlicher Auseinandersetzung anzuregen, zeigt sich schon in der Tatsache, dass manche Studierende erst mit dem Verfassen ihrer Bachelor-Arbeit einen eigenen wissenschaftlichen Text erschaffen, obwohl dies ein wichtiges Standbein im Positionieren, Bewerten und Kritisieren angeeigneten Wissens ist.

 

Prüfungsleistungen zwingen zum Erlernen von Inhalten zu einem bestimmten Zeitpunkt.  Ob sie für den Einzelnen / die Einzelne relevant oder nicht sind, spielt oft nur eine untergeordnete Rolle. Davon unabhängig ist oft nur eine oberflächliche Auseinandersetzung mit dem Thema möglich, denn oft folgt ein Prüfungstermin dem anderen.

(http://www.uni-leipzig.de/~biowiss/dokumente/studium/biologie/bachelor/11_bs_biologie_po_061009_nach_senat.pdf).

 

Welche Konsequenzen das neben arbeitstauglichen BA/MA-AbsolventInnen hat, ist hier nachzulesen:

 

Jungle World Artikel: Burnout mit 21 - Studieren bis der Arzt kommt