Offene Uni


 

Offene Uni

Versuch eines Entwurfes, mitschreiben und denken ERWÜNSCHT!

 

 

Kritik kann durch eine Mannigfaltigkeit der Themen ausgedrückt werden, denn die Totalität der kapitalistischen Demokratie besteht ja gerade darin, alles in ihre Logik zu pressen. Daher werden bei der Auseinandersetzung jedwedes Thema Brüche undWidersprüche entstehen. Nur auf die Kritik abzuzielen ist jedoch verkürzt, darüber hinaus zu zielen heißt auch, dass die Kritik nicht im Mittelpunkt des Interesses stehen darf, sondern als ein umso detaillierteres Nebenprodukt bei dem Entwurf von Gegenkonzepten entstehen kann. Das diese Konzepte selbst nicht perfekt sein können , da sie auf vergiftetem Boden wachsen, sollte nicht daran hindern zu sehen was zustande kommen kann! Die Auseinandersetzung mit und zwischen ihnen wird auf jeden Fall lebendiger sein, als die immer gleichen Katastrophen zu benennen.

 

Die offen Uni definiert sich also weniger über die Inhalte, als über die Art der Diskurse, die Art des Habitus der darin entwickelt und gefördert werden soll. Im Klartext: Die Menschen mit speziellen „elitären“ Bedürfnissen, nach selbstbestimmter und eigensinniger Auseinandersetzung, können zusammenkommen und im fruchtbaren Austausch sich und ihre Ideen weiter spin­nen, entwickeln und teilen. Raus aus dem Privaten, rein ins öffentlich Wirkende.Es soll eine Möglichkeiten geboten werden seine Ideen und Theorien auf eine libertäre Weise in den Diskurs einzubringen.

 

Das eine Umgebung für diesen Zweck einfach so entstehen würde, ist ein viel geträumter aber ebenso oft enttäuschter Traum. Das dieser Raum kreiert werden kann, die Art und Weise des Denkens und des Bildens befördert und erschaffen werden kann, dass wollen wir nicht als Illusion abtun sondern mit all unserer Erfahrung, unseres Wissens und unserer „Bildung“, in Angriff nehmen und versuchen. (Zu irgendwas müssen Sozialwissenschaften ja gut sein ;-)

 

ALLE, und hier kommt das Wort „offen“ zu seiner Geltung, die diese Vorstellung mit-kreieren, mit daran teilhaben und sich zu dem bilden wollen was sie noch nicht sind, sollen daran mitwirken können. Außerdem sollen sie eben, das was sie für sich selber fordern, ALLEN anderen ermöglichen, nicht im Sinne des einzig richtigen, aber eines schönen Weges.

Trorzdem soll offen nicht im Sinne des „Open space“ verstanden werden, in dem mensch versucht die „Einschluss/Ausschluss“ Problematik durch vollkommenes auflösen der Grenzen zu klären.

Die Grenzen sollen transformiert werden, sie zu ignorieren funktioniert selten, gerade in einer Massentierhaltung aka. Stadt. Wenn ein Raum definiert werden soll, „geöffnet“ werden soll, heißt das Ausschluss der Momente, die so eine Öffnung, einer Gruppe sowie des einzelnen Menschen, normalerweise durch vielfältige Mechanismen verhindern, bzw. das Eröffnete in eine gewisse Form pressen (siehe Foucault....).

 

Diese Zwangsmechanismen sollen aufgelöst werden, eine neue Art (akademischen) Raumes zu kreieren soll versucht werden. Durch das Entwickeln von unterdrückungsfreier Redekultur, die gerade bei wissenschaftlichen Diskussionen extrem wichtig ist und ein hohes Maß an Selbstreflexion erfordert. Diese Reflexion kann sich auf das gesamte Selbstverständnis als Wissenschaftler und „Intellektueller“ beziehen.

 

Wissen ist in unserer Gesellschaft in einem hohen Masse mit Machteffekten ausgestattet, Wissen wird für legitim und „mächtiger erklärt als anderes, Herrschaft wird ausgeübt, Fachwissen entwickelt Machtstrukturen -wenn nicht sorgsam damit umgegangen wird. Kritisches Denken verkommt zum Sahnehäubchen der Intellektuellen, um sich als ach so aufgeschlossen profilieren zu können. Anstatt dessen könnte mensch das reflektierende kritische Denken auch auf die eigene Stellung anzuwenden um die Beschränktheit der eigenen, aus dem bürgerlich gebildeten Habitus resultierenden gesellschaftliche Rolle zu relativieren. Erst eine Subjektivierung, die auf der Basis dieser kritischen Auseinandersetzung erfolgt kann eine fruchtbare Weiterentwicklung ermöglichen. Das lösen von überholten Konzepten, ihre Prüfung auf versteckte oder offene Hegemonie-Ansprüche, die implizit die Herrschafts-Matrix reproduzieren all das gehört zur Bildung, wenn sie Teil einer besseren Zukunft anstatt Stütze eines zerstörerischen Prozesses sein will.

 

Durch Aufhebung der Hierachisierung soll ein Umgang geschaffen werden, der Ausbeutung entgegenwirkt, im besten Fall unmöglich macht. Allein über die Änderung der Strukturen ist dies nicht zu erreichen, es gehört auch Mut zur Selbstreflexion dazu. Gerade im studentischen Milieu sind Ideen und Theorien über die Reproduktion HERRschaftlicher Strukturen im persönlichen Umgang miteinander verbreitet, aber diese nur rein theoretisch zu rezipieren kann nicht die Antwort sein.

 

Aufgrund der expliziten Ausrichtung auf Bildung und Theorien muss ein neuer Umgang mit Kompetenz und natürlicherweise ungleich verteiltem Fachwissen gesucht werden. Wissen, gerade auch sozialwissenschaftliches, soll aufbereitet werden, um eine eigene Aneignung zu ermöglichen.

Die Anerkennung von fachlicher Autorität darf nicht mit persönlicher Unterordnung einhergehen.

Dabei nicht nur auf die Rezeption von Studierenden zu setzen, würde darauf abzielen die Grenze aufzuheben, zwischen den Intellektuellen, die aufgrund ihrer sozio-ökonomischen Stellung zur kritischen Reflektion theoretisch befähigt sind und die „Anderen“, die es aufgrund der Codierung in Fachtermini höchstens passiv rezipieren.

Dies wäre gerade auch eine Möglichkeit nach außen zu wirken, sozialen Bewegungen mit Fachwissen und Analysen zu gesellschaftlichen Dynamiken, gruppeninternen Prozessen und perspektivischen Strategien zu unterstützen. (vgl. Pierre Bourdieu „Die engagierte Wissenschaft").