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Jonas: "Forderungen oder nicht" – eine Gegenposition

Page history last edited by Oernie 14 years, 11 months ago

Forderungen oder nicht? – eine Gegenposition

Keine Forderungen zu stellen trägt zur Politisierung der Beteiligten („aller“?) bei?

Ich kann ja verstehen, dass ein Forum im öffentlichen Raum gutgeheißen wird, „was sich kritisch mit konkreten Unannehmbarkeiten eines Bildungssystems auseinandersetzt und diese reflektiert“. Aber, um dem mal ein wenig mehr Realismus beizumischen:

1) für wie lange denkt ihr, wird dieses Forum Bestand haben?

Ich halte es nicht für realistisch, dass die Gruppe sich dauerhaft installieren wird. Was wird in einem Monat sein & was hat dann ein kritisches Forum auf Zeit gebracht?

2) Wie bedeutsam ist die Rolle der Protesttage-Gruppe im öffentlichen Raum?

Vielleicht ist es wirklich eine Art „Betriebsblindheit“, die sich nach einer Weile einstellt, aber mein Eindruck ist eher, dass die Protesttage marginal bis gar nicht öffentlich wahrgenommen werden. Stattdessen wird ein eigenes Süppchen gekocht unter denjenigen, die ohnehin schon eine kritische Einstellung zu den jetzigen Studienbedingungen und der Rolle der Universität in der Gesellschaft haben.

Inwiefern trägt das zur Politisierung aller bei?

„Um metaphorisch zu werden: Mit der eventuellen Umsetzung konkreter Forderungen zum Bildungssystem, beheben wir nur die Symptome einer durch und durch kranken Gesellschaft und nicht die Krankheit selbst, was wichtig ist, aber nicht das Ende sein sollte.“

Dem würde ich so auch zustimmen. Die Frage ist jedoch, ob „die Krankheit selbst“ in irgendeiner Weise dadurch kuriert wird, wenn man (also die Protesttagegruppe) keine Forderungen stellt. Pragmatisch gesehen hat man in meinen Augen die Wahl, Forderungen zu stellen und so zumindest Symptome zu kurieren, oder bis zur nächsten Revolution zu überwintern. Ersteres finde ich sinnvoller.

„Das zeigt uns, dass wir um eine wirkliche Verbesserung des Ganzen und damit auch des Bildungssystems erreichen zu können, nicht Forderung, sondern der PROZESS der Reflexion und der Politisierung im Mittelpunkt stehen sollten.“

„…sondern wir sollten uns genau diesen Prozess als Ziel setzen, der Prozess der Politisierung der Mehrheit, der zwar klein aber beständig wachsend schon eingesetzt hat.“

Das klingt mir nach: wir schaffen den besseren Menschen und dadurch die bessere Gesellschaft.  Ein hübscher Gedanke und sinnvoll wäre er dann, wenn wir hier nicht von einer Protestgruppe von mehreren Hundert Leuten, sondern von weiten Teilen der Gesellschaft reden würden. Das tun wir aber nicht, und, um noch mal auf den Anfang zurückzukommen, ich sehe nicht, inwieweit zur Politisierung breiterer Gesellschaftsgruppen beigetragen wird, wenn selbst unter den Studierenden eine verschwindende Minderheit erreicht wird.

(By the way fehlt einigen Leuten, mit denen ich gesprochen habe, aufgrund der Bedingungen in ihrem Bachelor-Studium einfach die Zeit, um ihre Nachmittage mit Reflexion und Politisierung zu verbringen – Zeit also als ein Kapital, das nicht jeder besitzt)

Noch ein paar abschließende Worte zu meiner Position: es mag manchem/r unangemessen vorkommen, dass ich mich zu Wort melde, um für Forderungen zu plädieren, obwohl ich mich an den Protesttagen selbst so gut wie nicht beteilige.

Jedoch denke ich, es könnte in eurem Interesse sein, nicht allein unter euch zu debattieren, sondern Feedback von jemandem zu kriegen, der etwas mehr Distanz hat.

Zum anderen spricht auch genau diese Stimmung, dass sich, wie es scheint, bei dem Plenum, dass ich besuchte, die Mehrzahl der Leute gegen Forderungen aussprach – aus mir nicht verständlichen Gründen – für mich dagegen, mich allzu sehr in die Protesttage einzubringen. Ich denke, es ist trotzdem mein gutes Recht, meine Kritik und mein anhaltendes Unverständnis zu äußern.

Jonas

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