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Protesterinnerungen

Page history last edited by Tim 14 years, 6 months ago

Ich dachte, da so oft gefordert wurde, doch mal eine Reflexion der Protesttage vorzunehmen und das einfach nicht passieren will, reflektiere ich mal ganz privat und höchst subjektiv. Da ich ein ziemlich fauler Mensch bin, wird das in Einzelteilen passieren.

 

Tim

 

Hier also Teil 1 (Wenn ich einen Titel wählen sollte, würde ich mir "Mein erster Tag" von Scrubs klauen):

 

 

Ich weiß nicht mehr genau, wie ich auf die Protesttage aufmerksam wurde. Es war, glaube ich, eine zwei-, dreizeilige Meldung im Newsletter meines Fachschaftsrats, die auf die Aktionen im Geisteswissenschaftlichen Zentrum (GWZ), hinweisen sollte. Ich machte mir nicht viel draus. Wie ich mir aus den meisten Nachrichten in diesem Newsletter oder aus Flyern die mir auf der Straße zugesteckt werden, an meinem Fahrrad hängen, oder an Pinwänden hängen, nichts mache.

So vergingen also einige Wochen - ich bekam bestenfalls am Rande mit, dass man zu einer Besetzung des Seminargebäudes (sprich: eines Traktes desselben) übergegangen war. Nachdem ich das erste Mal vorbeigegangen war, interessierten mich auch die Transparente und Plakate am Gebäude, die darauf hinwiesen nicht mehr.

Ich weiß auch nicht mehr genau, warum ich mich dann doch dazu entschloss - es muss Ende April, Anfang Mai gewesen sein - mir anzuschauen, was dort passierte. Ich weiß aber noch, dass ich mich Samstag oder Sonntag Abend dazu entschlossen habe, vorm Einschlafen. Wie man immer die besten Gedanken und Ideen direkt vorm Einschlafen hat, wenn man schon im Bett liegt und das Licht aus ist. Irgendetwas an diesem Wochenende muss mich angestachelt haben, vielleicht war es etwas im Fernsehen oder auch mein Studium, dass mich von Tag zu Tag weniger glücklich machte. Jedenfalls wusste ich Montag morgen, als ich mein Fahrrad vor dem Seminargebäude abstellte, ich wollte Teil einer Bewegung sein und ich wollte protestieren. Ich hatte keine genauen Vorstellungen, wogegen, was - wie ich mir einbilde - nicht nur bei mir allein so war, aber ich wollte gegen etwas protestieren. Ich ging also in den ersten Stock, und durch die Glastür und, da es sonst ziemlich trostlos aussah, ging ich in die "Küche", deren Tür offenstand. Dort saß eine ziemlich unausgeschlafene Laura, die mich in etwa mit "Tschuldige, ich hatte noch keinen Kaffee." begrüßte. Verständlich, schließlich war es kurz nach acht - ich wollte nicht riskieren, es mir doch noch anders zu überlegen und kam deshalb so früh. Theresa war auch noch da und gab mir einen kleinen Rundgang. Ich weiß noch, dass wir Flo beim Schlafen störten als wir die Fahrräder, die draußen im Gang standen, in den großen Plenumsraum schoben, weil der Hausmeister - der steht offenbar auch früh auf - darauf bestand, dass die unten stehen sollten, und nicht im Gebäude. Nunja, nachdem das erledigt war, half ich noch ein bisschen beim Aufräumen. Ich bilde mir ein, den Leuten gern zu helfen und es bricht das Eis ein wenig. Aber obwohl immer mehr Leute aufwachten und in die Küche kamen - durchaus interessante Leute, wie ich heute weiß, wurde mir langsam aber sicher langweilig. Ich versuchte mir mit Zeitung- und Plakatelesen die Zeit zu vertreiben. (Der Diskussionsbaum an der Wand neben der Tür zum Plenumsraum war extrem verstörend.) Irgendwann hatte ich keine Lust mehr darauf, verabschiedete mich von denen die noch da waren und ging meiner Wege - also wieder nach Hause. (Montags hatte ich, dank des Losverfahrens mit dem festgelegt wird, wer den Hauptstudiums-Pflichtsprachkurs in diesem Semester besuchen darf und wer nicht, frei, denn ich hatte das dritte Mal in Folge eine Niete gezogen. Oder aber man wollte mich nicht dabei haben, weil ich meine Zwischenprüfung noch nicht komplett hinter mir hatte und es da einem Verbrechen gleichkommt in einen Kurs des Hauptstudiums zu gehen.)

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